Inhalative Sedierung
Informativ und zielwertgesteuert
Schmerz-Scores
Die objektive Erfassung von Schmerzen bei kritisch kranken und intubierten Patienten ist schwierig. Dementsprechend dürftig sind Daten aus evidenz-basierten Untersuchungen. Die folgenden Empfehlungen zur Beurteilung von Schmerzzuständen bei Intensivpatienten beruhen daher auf Erhebungen, die bei wachen und ausreichend kooperativen Patienten, wie z.B. chronisch kranken oder postoperativen Patienten erhoben wurden.
Trotz der eingeschränkten Validität von Schmerzscores bei Intensivpatienten ist eine systematische und kontinuierliche Erfassung und Dokumentation von Schmerzsymptomen notwendig.
Der zuverlässigste Parameter zur Beurteilung des Schmerzes sind die Angaben des Patienten. Bei wachen und kooperativen Patienten sollten Lokalisation, Charakteristik und Intensität abgefragt werden. Zur Erfassung der Schmerzintensität ist die visuelle Analogskala (VAS) validiert – allerdings nicht bei Intensivpatienten – und am weitesten verbreitet. Hierbei muss der Patient die Intensität des Schmerzes auf einer 10 cm langen Skala eintragen, die von „kein Schmerz“ bis „stärkster Schmerz“ reicht.
Alternativ kann die Schmerz-Intensität auch durch die Wahl einer Zahl zwischen 0 (kein Schmerz) und 10 (stärkster Schmerz) quantifiziert werden (Numeric Rating Scale, NRS).
Aus praktischen Gründen ist bei Intensivpatienten oftmals die Quantifizierung der Schmerzintensität anhand von Piktogramm-Tafeln einfacher durchführbar.
Bild: Die Numeric rating scale.
Bei tief sedierten oder nicht kooperativen Patienten sind visuelle Analogskalen zur Schmerzquantifizierung ungeeignet.
Versuche, unspezifische Parameter wie Körperhaltung, Mimik, motorische Unruhe, Atemfrequenz und Herzkreislaufreaktionen als Ausdruck der Schmerzintensität zu erfassen und anhand modifizierter Schmerzscores zu bewerten, haben sich in der Praxis als nur begrenzt valide erwiesen.
Am ehesten für die klinische Praxis geeignet scheint die Behavioral Pain Scale (BPS) zu sein. Trotz aller Einschränkungen kann die Beobachtung dieser klinischen Parameter – vor allem nach der Gabe eines Analgetikums – wertvolle Hinweise auf das Vorhandensein von Schmerzen und ihre Intensität liefern.
Tab. Quantifizierung des Schmerzes nach der Behavioral Pain Scale
Punkte | Item | Beschreibung |
---|---|---|
1 | Gesichtsausdruck | entspannt |
2 | teilweise angespannt | |
3 | stark angespannt | |
4 | grimassieren | |
1 | Obere Extremität | keine Bewegung |
2 | teilweise Bewegung | |
3 | anziehen mit Bewegung der Finger | |
4 | ständiges Anziehen | |
1 | Adaptation an das Beatmungsgerät | Toleranz |
2 | seltenes Husten | |
3 | kämpfen mit dem Ventilator | |
4 | kontrollierte Beatmung nicht möglich |
Hilfreich können auch die Beobachtungen von Angehörigen sein: so konnte gezeigt werden, dass sie mit hoher Übereinstimmung beurteilen konnten, ob ihr kritisch kranker Verwandter Schmerzen hatte oder nicht (73,5%). Die Schmerzintensität wurde dagegen weniger häufig korrekt abgeschätzt (53%).